Erstellt am: 14.07.2022
VILLINGEN-SCHWENNINGEN – Die Metall- und Elektroindustrie (M+E) in der Region Schwarzwald-Hegau sieht sich derzeit mit enormen Belastungen und Risiken konfrontiert. „Die wirtschaftspolitische Großwetterlage ist von großen geopolitischen Unsicherheiten und stagflationären Tendenzen geprägt, also dem gleichzeitigen Auftreten von hoher Inflation und konjunktureller Stagnation“, sagte Dr. Harald Marquardt, Vorsitzender der Bezirksgruppe Schwarzwald-Hegau des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, am Donnerstag beim Sommerfest des Verbandes in Villingen-Schwenningen.
Bild: Foto Dr. Harald Marquardt, Vorsitzender der Bezirksgruppe Schwarzwald-HegauBildquelle: SüdwestmetallAlle Rechte für Print, Internet und Social Media frei.
„Der Krieg in der Ukraine hat auch die Rahmenbedingungen für die M+E-Industrie in unserer Region drastisch verschlechtert“, erläuterte Marquardt. „Der Materialmangel verschärft sich weiter, auch Energie und Vorprodukte sind deutlich teurer geworden. Rohstoffe sind häufig nur noch bedingt verfügbar.“ Die strikte Null-Covid-Politik in China führe zu einer zusätzlichen Belastung der Lieferketten. „Die M+E-Produktion wird auch in diesem Jahr deutlich unter dem Vorkrisenniveau von 2018 bleiben“, prognostizierte er. Die Branche war bereits 2018 – und damit noch vor der Gesamtwirtschaft – in eine Abschwungphase eingetreten.
Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage erwartet der Bezirksgruppen-Vorsitzende, dass die nach der Sommerpause beginnende Tarifrunde in der Branche nicht einfach werde. Der IG Metall-Vorstand hat Anfang der Woche eine Lohnforderung von 8 Prozent beschlossen. „Die Gewerkschaft verkennt hier die äußerst schwierige wirtschaftliche Situation, in der sich viele unserer Firmen befinden“, kritisierte Marquardt. „Sie zeichnet in ihrer Forderungsbegründung – wie so oft – ein viel zu rosiges Bild von der Lage der Betriebe. Die Realität sieht anders aus: Unseren Unternehmen fehlt auf der einen Seite Produktion und damit Umsatz, auf der anderen Seite müssen sie massive Kostensteigerungen verkraften. Das zehrt an der finanziellen Basis.“
Die IG Metall wecke mit der Lohnforderung bei ihren Mitgliedern überhöhte Erwartungen und beschwöre damit einen Tarifkonflikt herauf, den die M+E-Industrie in dieser Lage überhaupt nicht brauchen könne, sagte der Arbeitgebervertreter: „Klar ist: Eine flächendeckende Tariferhöhung von 8 Prozent steht außerhalb aller Möglichkeiten.“